„ProCredit im Gespräch – Banking zwischen Rendite, Verantwortung und Wirkung“

Hubert Spechtenhauser, CEO der ProCredit Holding AG, war zu Gast bei „MEHRWERT – Der GS&P Podcast“. Im Gespräch mit GS&P-Portfoliomanager Christoph Schlienkamp sprach er über ProCredits Geschäftsmodell, geopolitische Risiken in den Zielmärkten Südost- und Osteuropas und Nachhaltigkeit als Kernelement der Unternehmensstrategie. Ein Auszug aus dem Gespräch:

Sie bezeichnen sich als entwicklungsorientierte Bank. Was heißt das konkret – und wie wirkt sich das im täglichen Geschäft aus?

Die Länder, in denen wir in der Region Südost- und Osteuropa tätig sind, haben erheblichen Entwicklungsbedarf in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht. Und diese Entwicklung wollen wir positiv beeinflussen und unterstützen sie insbesondere durch unser Geschäft mit 75.000 kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Denn diese Unternehmen sorgen in unseren Ländern für über 60% der Investitionen und über 70% der Arbeitsplätze und sind damit von zentraler Bedeutung für die Entwicklung.

Wir positionieren uns für diese Kunden als verlässliche Hausbank und bieten ihnen eine umfassende Betreuung, von Krediten über Einlagen und Transaktionen. Dabei legen wir großen Wert auf eine Beratung auf Augenhöhe, die der Komplexität der Geschäftsmodelle unserer Kunden gerecht wird. Das tun wir sehr erfolgreich, denn unsere Kunden spiegeln uns regelmäßig, dass dies bei anderen Banken nicht immer der Fall ist.

Welche Regionen oder Kundengruppen sind für Sie aktuell besonders spannend – und wo agieren Sie eher vorsichtig?

Wie gesagt, unser regionaler Schwerpunkt liegt auf Südost- und Osteuropa, wo etwa 90% unseres Kreditvolumens engagiert ist. Branchenmäßig decken wir alle wesentlichen Sektoren dieser Länder ab. Die größten Kreditanteile entfallen auf den Handel (25%), die lokale Produktion (18%) und die Landwirtschaft (15%). Diese Anteile variieren von Land zu Land, abhängig von der jeweiligen Wirtschaftsstruktur. Wir sehen aktuell in allen unseren Ländern erhebliches Wachstumspotential für unsere Banken. Die Märkte sind attraktiv wegen der hohen Wachstumsraten, der geringen Durchdringung mit Bankenprodukten und des positiven Rückenwinds durch die EU Beitrittsperspektive.

Generell vorsichtig agieren wir beim Eingehen von Kundenverbindungen, insbesondere im Kreditgeschäft: Unternehmenskunden werden von uns sehr gründlich und umfassend analysiert – etwa hinsichtlich Geschäftsmodell, Eigentümerstruktur, Management und Investitionsplanung. In der Regel beginnen wir Kundenbeziehungen nicht mit einer Kreditvergabe. Dies führt zu – im Marktvergleich – sehr niedrigen Risikokosten von ca. 20 bp im langjährigen Vergleich. Das entspricht dem Niveau von großen, westeuropäischen Banken und liegt bei einem Bruchteil der üblichen Risikokosten in unseren Ländern. Diese Kombination aus höheren Margen und niedrigen Risikokosten gleicht den Nachteil aus, der sich daraus ergibt, dass unsere Gruppe im Vergleich zu vielen Wettbewerbern, wie z.B. großen italienischen, österreichischen Banken und führenden lokalen Banken, vergleichsweise klein ist.

Sie betonen immer wieder, dass Nachhaltigkeit Ihre Unternehmensstrategie prägt. Wie wird das konkret im Bankgeschäft umgesetzt?

Nachhaltigkeit ist für uns zentraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie, sowohl wirtschaftliche als auch ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Wir verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung von Umwelt- und Sozialrisiken sowie deren Auswirkungen bei der Kreditvergabe. Ungefähr 20% unserer Kredite sind sogenannte „grüne“ Kredite und fördern nachhaltige Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder die ökologische Produktion.

Außerdem haben wir 2024 unseren eigenen Photovoltaikpark im Kosovo eröffnet. Durch dieses Projekt waren wir in der Lage, unsere eigenen Emissionen weitestgehend auszugleichen, und haben gleichzeitig ein Vorbild geschaffen, dem inzwischen mehrere Kunden im Kosovo gefolgt sind. Ein weiteres Beispiel: Unsere Banken bieten unseren Kunden CO2-Rechner an, mit dem die Kunden in wenigen Minuten die CO2-Emissionen ihres Geschäfts berechnen können. Unternehmen haben so die Möglichkeit, ihre Hauptemissionsquellen zu identifizieren und gegenzusteuern.

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